U-Verlagerung Richard
Hier noch einige geschichtliche Hintergründe:
Das Gesamtprojekt Richard umfasste Richard I, II und III, die in den Stollensystemen eines ehemaligen Kalkbergwerkes bei Litoměřice (Leitmeritz), welches durch das NS Regime zu einer unterirdischen Fabrik für Panzermotoren und andere Rüstungsgüter umgebaut wurde. Diese U-Verlagerung war das einzige B-Projekt und bekam deswegen den besonderen Decknamen Richard, der nicht zu dem sonst gebräuchligen Bezeichnungsschema passte.
Das gesamte Stollensystem des Kalkbergwerkes hatte ca. 30 Kilometern Strecke die nach und nach ausgebaut werden sollte. Richard I war dabei vorgesehen für die Elsabe AG L, eine verdeckte Firma der Auto Union Chemnitz. Hier wurden Maybach - HL - 230 Panzermotoren von Arbeitern und Häftlingen montiert. Von den vorgesehenen 60.000m² Fläche für das Gesamtprojekt war bis Ende März 1945 ca. 1/4 fertiggestellt und hatte zwei Stollenzugänge und einen Wetterschacht. Ende Oktober 1944 hatte die Elsabe AG etwa 2.000 m² bezogen und hochwertige Maschinen für die Panzermotorenherstellung aufgestellt. Richard I verfügte auch über einen Gleisanschluss, der sich als Schmalspurbahn durch das gesamte Stollensystem zog. Reste davon kann man an einigen Stellen in den Stollen noch finden.
Richard II
Richard II sollte eine Endausbaufläche von 15.000 m² haben, allerdings befand sich dieser Bereich bis Ende März 1945 noch immer im Ausbau, obwohl dieser Ende 1944 fertig sein sollte. Einige Räumlichkeiten und Hallen waren zwar bezugsfertig, nur die Arbeiten für den Wetterschacht waren noch nicht abgeschlossen. Es gab auch schon einen Verbindungsstollen zu Richard I und einen ausgebauten Stollenzugang, trotzdem wurde das Projekt von Osram noch nicht bezogen.
Ein kleiner Teil von Richard I und der Bereich Richard II wird heute durch Tschechien als Lager für schwach radioaktive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung (sogenannte institutionelle Abfälle) genutzt. Die Verbindungstollen zum restlichen Stollensystem von Richard I wurden verschlossen.
Allerdings weise ich mit Nachdruck ausdrücklich darauf hin, dass das gesamte Stollensystem sehr instabil und brüchig ist und die Befahrung dieses Objektes somit äußerst riskant ist! An vielen Stellen der Stollen gibt es meterhohe Verbrüche, die die einstige Stollensohle bis zu 7 Meter überdecken, dies war auch ein Grund weshalb wir schon nach wenigen 100 Metern im Bereich des ehemaligen Hauptstollens abgebrochen und uns auf die Bereiche der Nebenstollen konzentriert haben. Hier wiederum besteht die zusätzliche Gefahr des Verirrens ...
Insgesamt also ein hochsensibles Objekt bez. der Gefahrenquellen, das man nur befahren sollte, wenn man sich deren 100% bewusst ist und auch die nötige Erfahrung besitzt, kurz und sachlich formuliert, es kann lebensgefährlich werden ....